Südafrika ist Rugby Weltmeister, die Folgen für das Land

Das Finale der Rugby-Weltmeisterschaft im November 2019 hatte eine richtige Überraschung parat. Rugby ist ein unberechenbares und spannendes Spiel und man kann sich seiner Sache eigentlich nie sicher sein. Diese Erfahrung musste auch die englische Mannschaft im Finale der Rugby-Weltmeisterschaft von Yokohama machen.

Dabei waren die Engländer fast schon als Favorit in dieses Finale gegangen. Im Halbfinale wurde schließlich kein geringerer Gegner als der Topfavorit und amtierende Weltmeister Neuseeland mit 19:7 geschlagen. Gegen die „Springbocks“ waren die Engländer jedoch nichts weiter als ein etwas besserer Sparringspartner, 32:12 zeigte die Anzeigetafel beim Abpfiff. Zu übermächtig war an diesem Abend der Gegner vom Kap der Guten Hoffnung. Zu groß der Druck und auch alles Daumendrücken von Prinz Harry, der eigens für dieses Finalspiel nach Japan gereist war, hat am Ende nichts genützt. Südafrika gelang ein grandioser Erfolg, der sich wie Balsam über die immer noch tiefe Wunde dieses zerrissenen Landes legt.

Warum der Finalsieg so wichtig für Südafrika ist

Im Blickpunkt stand natürlich auch der Kapitän des frisch gebackenen Weltmeisters. Der 28-jährige Siya Kolisi schrieb nämlich Rugby Geschichte. Er war der erste dunkelhäutige Kapitän einer südafrikanischen Rugbynationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft überhaupt. Dieser Umstand gibt uns einen Hinweis auf die leider noch immer vorherrschenden innenpolitischen Zustände Südafrikas. Auch knapp 25 Jahre nach Ende des Apartheid-Unrechtsregimes spielt die Hautfarbe und die Rasse noch immer eine wesentliche Rolle im öffentlichen Leben des Landes.

Der Zusammenhalt der gesamten Bevölkerung Südafrikas, und zwar als Südafrikaner egal, ob schwarz oder weiß, sei laut Kolisi der Schlüssel für diesen Turniersieg gewesen. Beispielhaft sei hier die Gegenwart von Francois Pienaar, dem weißen Kapitän des südafrikanischen Weltmeisterteams von 1995 auf der Tribüne genannt.

Der Ort für die abschließenden Feierlichkeiten wurde genau aus diesem Grund, dem neuen Gefühl eines nationalen Zusammenhalts der Menschen in Südafrika, ausgewählt. Mit der Stadthalle von Kapstadt im Hintergrund stemmte das Team gemeinsam den Weltmeisterpokal in die Luft und Tausende Südafrikaner jubelten ihren Helden entgegen. Genau an dieser Stelle sprach Nelson Mandela 27 Jahre nach seiner Freilassung zum ersten Mal zu den Menschen am Kap.

Von dieser neuen Aufbruchsstimmung wurde das gesamte Land erfasst. Kolisi redete seinen Landsleuten eindringlich ins Gewissen und appellierte an sie, die Streitereien ad acta zu legen und sich gegenseitig und unabhängig von der jeweiligen Hautfarbe zu akzeptieren. In die gleiche Kerbe schlug auch der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu. Er sagte, das Team habe mehr erreicht als nur die Rugby-Weltmeisterschaft zu gewinnen. Die Mannschaft habe vielmehr einer an sich selbst zweifelnden Nation den Glauben an sich zurückgegeben. Außerdem sei er sich sicher, dass Nelson Mandela am heutigen Tage im Himmel lachen würde.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die Bevölkerung dieses von rassistischen Spannungen geschundenen Landes diese mahnenden Worte zu Herzen nimmt. Siya Kolisi wird alles daran setzen, dass sich Südafrika noch lange an die Weltmeisterschaft unter seinem ersten dunkelhäutigen Kapitän und deren Bedeutung für das Land erinnert.

 

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